[Bleib Du] Wie selbst kleine Lästereien eine große Welle auslösen können
Wie selbst kleine Lästereien eine große Welle auslösen können
Julie Leuze zeigt und in „Das Glück an meinen Fingerspitzen“ fiktiv auf, wie eine menschliche Seele durch nicht groß durchdachte Worte zerstört werden kann. Doch ist das überhaupt Fiktion?
Ich kann leider aus Erfahrung sagen: NEIN! Jede noch so kleine Lästerei, sei sie auch spaßig gemeint, kann (!) richtig große Wellen auslösen, die die betroffene Person einfach davonspülen. Glaubt ihr nicht? Lasst es mich anhand eines kleinen Beispiels erzählen.
Fangen wir mit einer Situation an, die jeder kennt. Sei es jetzt im Bekannten-, oder Freundeskreis, im Sportverein, in der Schule, auf der Arbeit. Überall gibt es sie, die kleine Gruppenbildung. Ist ja auch vollkommen normal, denn Gleichgesinnte zieht es zueinander. Man hat Spaß zusammen, man lacht, man scherzt. Auf der anderen Seite stehen allerdings auch immer Menschen, die nicht unbedingt zu deiner direkten Gruppe gehören, mit denen du aber tagtäglich zu tun hast. Alles noch kein Problem und vollkommen normal.
Stellt euch folgende Situation vor: eine eure engsten Bekannten sagt euch plötzlich: „Hey, ich habe gehört, unsere Arbeitskollegin hätte gesagt, du wirst vom Chef bevorzugt, weil du andere Qualitäten aufzubieten hast.“
Wie würdest du reagieren, wenn dir das jemand aus deinem engsten Freundeskreis sagt?
Spielen wir zwei mögliche Szenarien durch:
Möglichkeit 1: ihr geht auf diese Arbeitskollegin zu und bittet um ein 4 Augengespräch, um nach der Ursache des Gerüchts zu fragen und das Problem zu klären, bevor es weiter ausufert.
Möglichkeit 2: Ihr glaubt eurer Freundin bedingungslos und ab sofort ist diese Arbeitskollegin der Feind. Ohne mit ihr jemals zu sprechen fangt ihr an, über sie zu lästern, Gerüchte in die Welt zu setzen und alles, was sie sagt, auf die Goldwaage zu legen.
Sicher sagt ihr jetzt alle, ganz klar: Möglichkeit 1. Ist doch logisch!
Ich kann euch leider sagen, es ist nicht so! Im Kopf mag euch das vielleicht logisch erscheinen, aber der Mensch ist doch auch ein Rudeltier und wenn sich eine Gruppe auf jemanden eingeschossen hat, kann dieser tun und lassen, was er möchte. Er macht alles falsch in euren Augen und ihr entwickelt eine immer größere Abneigung gegen ihn. Passiert automatisch. Es bedeutet ja nicht, dass ihr ihn offen anfeindet. Es bedeutet lediglich, dass ihr ihn automatisch immer mehr ausgrenzt und den Worten desjenigen keinen Glauben mehr schenkt. Ihr müsst euch darüber nicht einmal große Gedanken machen. Gedanken werdet ihr euch erst machen, wenn ihr derjenige seid, der auf der anderen Seite steht.
Und glaubt mir, ich stand schon auf beiden Seiten. Auf wenn ich meine Erfahrungen hier nicht öffentlich erzähle, weil manche auch schon Jahre zurückliegen, kann ich euch das Resultat aus beiden Seiten erzählen, in abgewandelter Form zusammengefasst. Die Gruppe agierte übrigens immer nach Möglichkeit 2, egal auf welcher Seite ich stand.
In einem Fall ging es so weit, dass unsere – für uns harmlosen – Lästereien uns erst die Augen geöffnet haben, als eine Kollegin plötzlich heulend zusammenbrach, weil sie es nicht mehr ertragen konnte. Jeden Tag kam sie ins Geschäft mit dem unguten Gefühl, was sie heute wieder über sich ergehen lassen muss. Die Nerven lagen von Tag zu Tag blanker. Und sie wurde nicht offen angefeindet. Es waren die tagtäglichen kleinen Spitzen. „Na, da hat aber jemand Hunger?!“, „Ach, gehst du schon wieder Kaffee trinken?“, „Dein Shirt ist aber gewagt“, „Gehen wir noch was trinken, die hat ja bestimmt eh wieder was vor.“. Es summiert sich, glaubt mir. Worte können verdammt weh tun, auch wenn das im Grunde nie eure Absicht war. Im besten Fall kommt das natürlich nicht vor, aber ich würde einfach mal behaupten, diese Situationen kennt jeder, der in einem etwas größeren Betrieb arbeitet.
Im günstigsten Fall führt man nach diesem Eklat jetzt natürlich spätestens das klärende Gespräch und alles normalisiert sich wieder, weil vor allem die Aggressorseite verstanden hat, was sie eigentlich angerichtet hat. Im schlimmsten Fall sind die Fronten mittlerweile so verhärtet und uneinsichtig, dass der Betreffende keine andere Möglichkeit hat, als sich eine neue Arbeitsstelle zu suchen, wenn er die Sperenzchen der Kollegen nicht mehr aushält.
Das sind natürlich Extrembeispiele, die ich euch nenne, mit Absicht. Ich habe beide erlebt und habe dadurch gelernt, dass beide nur durch nicht überlegte Handlungen und Worte entstanden sind.
Deswegen mein Appell an euch: behandelt andere nur, wie ihr auch selbst behandelt werden möchtet.
Denkt nach, bevor ihr das nächste Mal über eine Kollegin tratscht und stellt euch vor, wie ihr euch fühlen würdet, wenn es euch betrifft. Denn jedes Wort kann eine große Welle auslösen. Jedes Wort kann ein Tröpfchen zu viel für das Gegenüber sein. Leichter gesagt als getan, das weiß ich selbst. Aber man kann sein Bestes geben und im Notfall helfen immer noch die Worte:“Entschuldigung, es tut mir leid!“
Eure Kerstin.
|Werbung| Dieser Beitrag entstand in Zusammenhang mit der großen BLEIB DU Kampagne von Netzwerk Agentur Bookmark und Authors Assistant. Eine Kampagne, die wachrütteln soll. Eine Kampagne gegen Mobbing. Alle Informationen zu dieser Kampagne findet ihr auch auf der dazugehörigen Homepage von Bleib Du.
Mein Beitrag bezieht sich auf “Das Glück an meinen Fingerspitzen” von Julie Leuze aus dem Ravensburger Buchverlag, das ich euch nur ans Herz legen kann.
Nebelverhangene Wälder, einsame Pazifikstrände – und absolut kein Kontakt zur Außenwelt: So stellt sich Jana das Paradies vor, seit sie am eigenen Leib erfahren hat, wozu Menschen fähig sind. Bei ihrem Onkel, der in der kanadischen Wildnis Wölfe und Bären erforscht, will sie endlich vergessen, was ihr im letzten Frühjahr passiert ist. Doch dann verschwindet ihr Onkel spurlos und vor ihrer Blockhütte steht plötzlich ein verletzter junger Mann namens Luke. Jana hat keine Wahl: Sie muss Luke vertrauen. Denn nur gemeinsam werden sie einen Weg aus der Wildnis finden. Auf der tagelangen Wanderung durch die unberührte Natur British Columbias kommen sich Jana und Luke langsam näher. Jana ahnt nicht, dass auch er vor etwas davonläuft …
Erschienen: 21. August 2018, Seiten: 320, Preis: Hardcover 14,99€, EBook 12,99€, ISBN: , Weitere Informationen zu Das Glück an meinen Fingerspitzen direkt beim Ravensburger Buchverlag
Meine Meinung dazu findet ihr nochmals hier: Das Glück an meinen Fingerspitzen von Julie Leuze
6 Gedanken zu „[Bleib Du] Wie selbst kleine Lästereien eine große Welle auslösen können“
Liebe Kerstin,
danke dir für den Beitrag – ich kann mich da leider nur auch anschließen. JEDER – und ich glaube fast keiner kann sich davon freisprechen – stand schon auf der falschen Seite. Theoretisch würden wir das ja NIE tun – aber wenn man sich mal selber an der Nase packt – trägt hier keiner eine weiße Weste möchte ich behaupten.
Man muss nur einfach abwägen, wie sehr man sich da mitreißen und beeinflussen lässt – oder ob man doch mal eher den Schritt wagt aus solch einer Konstellation auszubrechen und eben den besseren WEg zu gehen. Doch das ist das große Problem – das machen eben die wenigsten.
Heutzutage wird nicht viel überlegt – sondern einfach nur vom Stapel gelassen, was man grad so denkt – statt zu überlegen, was man mit solch einer Aussage bewirkt.
DA müssen wir uns ALLE einfach immer wieder das ganze vor Augen halten und in Erinnerung rufen – dann überlegt man beim nächsten Mal vielleicht vorher.
DANKE dass du das so toll geschildert hast – hoffe das lesen ganz viele ;) (Ich habs ja auch getan ;))
LG Bibi
Huhu Bibi,
ganz lieben Dank für deinen Kommentar und das Lesen meines Beitrags. :)
Genau deshalb habe ich dieses Thema gewählt. Es passiert einfach jedem, tagtäglich ohne großes Nachdenken.
Vielleicht hilft es ja, dass manche etwas darüber nachdenken ohne dass sie die Konsequenzen erleben müssen.
Liebe Grüße, Kerstin
Hallo Kerstin,
Danke für deinen ehrlichen Beitrag!
Und ja, du hast voll und ganz recht. Es ist so einfach zu behaupten, dass „ICH DAS NIE TUN WÜRDE“, aber in Wahrheit ist es viel leichter als man denkt.
Ich versuche zwar immer danach zu leben, dass ich so behandelt werden will wie ich andere behandle und somit versuche nett zu sein, aber bei manchen Menschen ist das echt schwer.
Deine Worte sind so wahr und leider sind wir Menschen – scheinbar – extrem gut darin andere zu verletzten, selbst, wenn es nicht mit Absicht passiert.
Ich werde jetzt wieder mehr darüber nachdenken wie ich was zu jemanden sage. Klatsch kann in Ordnung sein, aber nicht, wenn es Menschen im nahen Umfeld betrifft!
Alles Liebe,
Tina
von Tianas Bücherfeder
Huhu liebe Tina,
herzlichen Dank für deinen tollen Kommentar. Das freut mich, dass dir mein Beitrag gefallen hat. Und du sagst es so richtig. Ich ertappe mich auch oft dabei, anscheinend sind wir Menschen so und es ist verdammt schwer, darauf zu achten. Aber wir sind ja auch lernfähig.
Liebe Grüße, Kerstin