[Rezension] Wicker King von Kalya Ancrum

[Rezension] Wicker King von Kalya Ancrum

|Werbung| Wicker King wurde mir als Rezensionsexemplar von der dtv Verlagsgesellschaft zur Verfügung gestellt und ich bin mehr als beeindruckt von diesem außergewöhnlichen Werk.

Wicker King
Von Kayla Ancrum

Inhalt:

Lass dich mitnehmen in die Welt von Jack und August! Aber gibt es sie wirklich?

Ein Brand in einer alten Lagerhalle. Am Tatort zwei Siebzehnjährige, einer davon (der vermutliche Brandstifter) mit Verbrennungen, die beide in die Psychiatrie eingeliefert werden. Einige Monate zuvor: In der Schule hängen August und Jack mit völlig verschiedenen Typen rum, privat verbindet die beiden aber seit Langem eine intensive Freundschaft. Doch Jack, Vorzeigeschüler, Spitzensportler, Mädchenschwarm, entwickelt immer stärkere Halluzinationen und driftet mehr und mehr in eine Fantasiewelt ab. In dieser ist er der König, der »Wicker King«, und August ist sein Ritter. Um Jack nah zu bleiben und zu verhindern, dass dieser sich endgültig in seiner Scheinwelt verliert, lässt sich August auf das Spiel ein: Er begibt sich gemeinsam mit Jack in dessen Fantasiewelt hinein und steuert sie beide damit genau auf die Katastrophe zu, die er verhindern wollte.
Bild- und Textquelle: dtv


Eckdaten:

Erschienen: 21. September 2018
Verlag: dtv
Seiten: 320
Preis: Hardcover 16,95€
Altersempfehlung. Ab 14 Jahren
ISBN:
Weitere Informationen zu Wicker King direkt auf der Verlagsseite oder


Meine Meinung:

Co-Ab+häng+ig+keit
Substantiv:
Co-Abhängigkeit bezeichnet ein sozialmedizinisches Konzept, nach dem manche Bezugspersonen eines Suchtkranken (beispielsweise als Co-Alkoholiker) von der suchtkranken Person seelisch abhängig sind und deren Sucht durch ihr Tun oder Unterlassen zusätzlich fördern oder selber darunter in besonderer Form leiden. Ihr Verhalten enthält seinerseits Sucht-Aspekte.
Seite 269

Ihr fragt euch jetzt sicherlich, warum ich meine Rezension mit diesem Zitat aus Wicker King beginne. Nunja, das ist es, was das Buch ausmacht und die besondere Beziehung zwischen den Freunden Jack und August beschreibt, dem Wicker King und seinem treuen Ritter.

Um ehrlich zu sein, wusste ich nicht genau, auf was ich mich einlasse, als ich das Buch unbedingt lesen wollte und war gleich zu Beginn sehr überrascht. Eigentlich bin ich davon ausgegangen, dass Wicker King eine Art Fantasygeschichte ist, aber das ist sie bei Weitem nicht. Im Gegenteil: Wicker King ist absolut real, ehrlich und schockierend.

Wie oben im Zitat erwähnt, handelt diese Geschichte von Jack und August, zwei Freunden seit Kindestagen. Beide von ihren Eltern auf unterschiedliche Weise vernachlässigt und gegenseitig der einzige Halt im Leben. Auch als Jugendliche spielen sie noch gerne ihr Kinderspiel „Wicker King“ in dem sie böse Ungeheuer jagen um einen Ausgleich zu schaffen. Doch mit 17 Jahren wird August plötzlich klar, dass Jack sich mehr und mehr in dieser Welt verliert und sie real für ihn wird. Und auch Jack muss sich eingestehen, dass er nicht „normal“ ist.
Wie die beiden mit dieser Situation umgehen, wie sie auf ihr Umfeld reagieren und zu was sie angetrieben werden, das alles erleben wir in Wicker King und zwar in einer einzigartigen Umsetzung. Für mich passt sie perfekt zur Geschichte, auch wenn sicher nicht jeder damit klarkommt.

Wicker King ist keine fortlaufende Geschichte. Wir erleben das Leben von Jack und August stückweise in kurzen knappen Kapiteln, in denen einzelne zusammenhängende Situationen erzählt werden. Dadurch erhält mal mehr Gefühl für die Situation, lernt beide sehr gut kennen und ist absolut schockiert…ich zumindest. Untermalt wird das ganze immer wieder durch Illustrationen, die zum Alltag gehören wie kleine Zeichnungen, ein Schulverweis, ein Polizeiprotokoll und vieles mehr. Ich konnte mich sehr gut in die beiden Jungs einfügen und wollte gar nicht aufhören mit lesen. Gleichzeitig hatte ich Angst vor dem unweigerlichen Ende, auf das das Buch zusteuert und verzweifelte manchmal fast an den Entscheidungen, die August trifft.
Verstärkt wird dieser Leidensweg der beiden noch durch die farbliche Gestaltung der Buchseiten. Sind sie am Anfang noch weiß, werden sie im Verlauf der Geschichte immer dunkler bis sie schwarz sind. Wirklich sehr genial gemacht.

Für mich ist das Buch einfach nur ehrlich und real. Da ich noch keinerlei Bezugspunkte zu solchen Erkrankungen hatte, kann ich natürlich nicht einschätzen, inwieweit sie wirklich real sind, aber für mich ist das hier sehr erschreckend und verstörend dargestellt. Und es wird mir sicherlich noch etwas länger im Kopf bleiben.
Im Nachwort sagt die Autorin selbst, sie will jungen Menschen Mut machen, sich Hilfe zu suchen, wenn sie diese benötigen. Ich denke, mit diesem Werk zeigt sie auch sehr deutlich, was passieren kann, wenn man versucht, sein eigenes Päckchen ganz allein zu tragen.

 

Mein Fazit:

Wicker King von Kayla Ancrum hat mich tief beeindruckt und verstört zurückgelassen. Zu Beginn wusste ich nicht worauf ich mich einlasse, wurde aber durch diese einzigartige Umsetzung und den rohen Schreibstil sehr schnell in die Welt von Jack und August gezogen und hing dort fest. Ich lernte eine selbstzerstörerische Freundschaft kennen, die mich sehr bewegt hat. Dieses Buch ist absolut real und schockierend, zeigt es doch die Wege einer Freundschaft, die von psychischen Erkrankungen geprägt sind. Für mich ist dieses Buch wirklich einmalig und ich kann es nur empfehlen.

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